11. Jänner 2021
Die Formalitäten seien zu kompliziert, findet auch Dockmaster Gavi, der sich geradezu rührend um uns gekümmert hat. Bei den Behörden gibt es Verwirrung, weil Max mit dem Flugzeug eingereist ist, aber mit dem Schiff ausreisen wird. Ein Beamter in Zivil schaltet sich auch ein – ich nehme mal an Geheimpolizei oder Drogenfahndung. Schlussendlich klappt aber alles, nachdem wir Max‘ Bordkarte vorzeigen können. Er bekommt einen weiteren Stempel in den Pass.
Um 10:30 brechen wir in Samaná mit dem Ziel Luperón auf.
Während ich die Behördenwege erledigt habe und einkaufen war, haben Anna und Max gefrühstückt – Scrambeled Eggs. Das war keine so gute Idee angesichts der Tatsache, dass wir bis zum Cabo Samaná kreuzen müssen – insgesamt gute 20 Meilen. Die Kreuzseen vor den Küste tun ihr übriges, die beiden fallen erstmal aus.
Nachdem wir das Kap passiert haben, drehen wir auf einen raumen Kurs und tauchen wieder in den Passat ein. Zum Abendessen sind die beiden wieder fit, danach allerdings wieder k.o. Aber wir machen sehr gute Fahrt und als der Wind knapp vor Mitternacht noch etwas auffrischt, ziehe ich eine herzhaftes Reff im Großsegel ein. Dadurch verlieren wir zwar einen Knoten Fahrt, haben dafür aber 1-2 Beaufort Luft nach oben, falls ein Squall kommt oder der Wind an einer Landzunge zulegt.
12. Jänner 2021
Wir sind zwar ein Stück von der Küste entfernt, die Lichter von Las Terrenas, Nagua und Cabrete sind aber dennoch deutlich zu sehen. Zwei Meilen neben uns segelt ein Katamaran mit Kurs auf die Turks & Caicos. Er wird bald in der Nacht verschwinden. Unser Kurs hingegen verläuft zwischen dem Bereich, in dem die meisten Fischer unterwegs sind, und der Frachtschiffroute. Als wir auf der Höhe von Luperón sind, machen wir die Halse, um nun unser Ziel auf einem streng westlichen Kurs anzusteuern. Vom Tempo und der Ruhe der Lage ist das raumschots Halsen wesentlich effizienter als Vor-Dem-Wind zu segeln, wo das Schiff mehr rollt und man doch deutlich langsamer ist.
In den Morgenstunden befinden wir uns auf Kollisionskurs mit einem nicht identifizierbaren Schiff, das ich zuerst für einen Fischer halte – nicht zuletzt wegen seiner auffällig langsam Fahrt. Mehrfache Funkkontakt Versuche bleiben ergebnislos. Als ich den Kurs so setze, dass wir vor dem Bug des fremden Schiffs vorbeilaufen, beschleunigt der Fremde und ich muss unseren Kurs neuerlich stark ändern, da wir mittlerweile schon gefährlich nahe sind. Schließlich passiert das Schiff in einer Entfernung von weniger als hundert Metern. An der Silhouette erkenne ich, dass es einen mächtigen Steuerstand am Bug hat, und dahinter eine riesige, lange Plattform – seine Gesamtlänge ist deutlich mehr als 50 Meter. Abermals rufe ich das Schiff, und diesmal antwortet es. Ich sage ihm, dass ich ihn mehrfach gerufen hätte und er sein Funkgerät kontrollieren solle, da es möglicherweise defekt sei. Die Antwort verblüfft. Ohne sich zu identifizieren meint der Kapitän, er würde mich ohnehin sehen und hätte sich nicht angesprochen gefühlt. Eine weitere Diskussion ist bei so einer Ansage überflüssig. Die Überheblichkeit lässt mich vermuten, dass es sich um ein militärisches Schiff handelt, der Akzent des Kapitäns deutet auf die USA hin.
Der Morgen ist bewölkt und bis die “Kleinen” aus ihren Kombüsen krabbeln, dauert es noch eine Weile. Dafür sind sie dann umso gebügelter! Wir erreichen die dicht besuchte Ankerbucht, sehen einen österreichischen Katamaran, den wir schon in St. Lucia getroffen hatten, und schlagen uns schließlich zu dem kleinen Holzsteg durch, der als “Maina” fungiert.
Ein Moped bringt mich zu den Behörden, die wollen mich allerdings erst am Donnerstag sehen, am Tag bevor wir abreisen. Da kennt sich keiner mehr aus. Luperón hat sich in den letzten 20 Jahren nicht wesentlich verändert, sieht man von dem schon erwähnten Holzsteg ab. Die Straßen sind unbefestigt, der Ort ist ein nettes kleines Dorf mit ein paar Lokalen und sehr freundlichen Menschen.
Anna und Max sind beim Playa Bonita schwimmen, müssen aber bis 17:00 wieder da sein, da dann die Ausgangssperre beginnt. Morgen werden wir hier chillen, ich werde noch alles kontrollieren. Am Donnerstag gehen wir zu den Behörden und kaufen noch ein, was wir noch brauchen könnten. Dann geht’s weiter – wohin? Das wissen auch wir noch nicht!
Guten Morgen, so ein strahlendes Foto vom Capt’n! So schön, lass es dir weiter so gut gehen!