Santa Cruz de La Palma
Aussortiert
Nun ist die neue Windsteueranlage also montiert. Wie erwartet, war es einfach und kompliziert zugleich. Der Transport am Montag hat gut geklappt. Dienstag haben die Mechaniker Pedro und Alex geholfen, das Ding zu installieren. Durch die Solarpanele ist der Platz wirklich auf Millimeter berechnet. Es war bisweilen kniffelig. Es ist sozusagen ein zweites Ruderblatt, das am Heck des Schiffs montiert wird. Über die Funktionsweise berichte ich dann nach den ersten Fahrversuchen.
Jedenfalls hat die Installation eine Neuorganisation des Achterschiffs erfordert. Die Herstellerfirma rühmt sich zwar, dass das Ruder auch off-center montiert werden kann, was bei der Europa aber ohnehin aus Platzgründen nicht in Frage kommt. Abgesehen davon hätte ich mich auch nicht darauf eingelassen, spricht doch zu vieles aus meiner Erfahrung gegen eine solche Montage. Auch wäre es laut Hersteller möglich gewesen, das Ruder noch ein Stück weiter weg zu montieren, was manches vielleicht leichter machen würde, aber auch das erschien mir zu riskant. Die Kräfte, die da wirken können sind nicht unbeachtlich und die Europa ist ein schweres Schiff. Also immer schön in der Mitte und dicht am Rumpf…
Die Badeleiter, die ja die einzige Möglichkeit darstellt, aus dem Wasser an Bord zu kommen, ist nach rechts gerutscht. Der Aussenbordmotor ist von links an die rechte Seite gewandert. Die Fahne hat schon vor einiger Zeit einen neuen Platz auf dem Gerätemast gefunden. Auch die Halterung für die Angel musste etwas verlegt werden. Das Schwierigste war, das neue Rudergestänge gerade zum Schiff auszurichten.
Im Zuge der Arbeiten ist mir leider – oder Gottseidank – ein Defekt an der Hydraulik des Autopiloten aufgefallen. Ich erspare dem geneigten Leser langweilige Details. Das Teil wurde ausgebaut und befindet sich in einer Firma, die es hoffentlich zügig reparieren wird.
Pläne
Wir richten unsere Pläne nach diesen Vorgaben aus. Wenn die Reparatur dauert, werden wir trotzdem nach La Gomera segeln. Das sind knappe 50 Meilen, also ein Tagestrip von rd. 8. Stunden. Zumindest theoretisch sollte die Windsteueranlage den Autopiloten hier eine Weile ersetzen können. Eine solche Distanz ist aber zu dritt auch gut von Hand zu steuern. An der Südostküste von La Gomera warten ein paar Ankerplätze, San Sebastian steht auch auf dem Zettel. Danach werden wir an die Südwestküste von Teneriffa übersetzen und von dort aus die Insel erkunden.
Sollten wir wegen des Autopilots noch mal zurück müssen, würden wir das von dort aus machen. Auch das ist eine von Hand steuerbare Distanz. Aber diese Entscheidungen treffen wir nach den Gegebenheiten.
Wer ist wir
Anna und Philipp sind heute angekommen. Da der Flieger ja schrecklich früh in Wien abflog, sind beide entsprechend müde. Anna kennt sich hier ja schon aus, sie wird mit Philipp morgen ein bisschen die Umgebung erkunden und vielleicht am Lavastrand schwimmen gehen. Dann steht morgen die Einweisung für Philipp in die Sicherheitsvorkehrungen am Programm und ein paar grundlegende technische Details. Das mit dem Segeln machen wir dann in der Praxis, denke ich.
Faszinierend an dieser Insel ist, dass sie vom Massentourismus verschont bleibt. Die Lokale sind voll mit Einheimischen, große Hotels finden sich nicht. Heute war ein Kreuzfahrtschiff kurz da, das Einzige in dieser Woche.
Wetter
Nachts kühlt es auf ca 22 Grad ab. Untertags variiert die Temperatur je nach Wind und Bewölkung zwischen 25 und 31 Grad. Die 25° können sich geradezu kühl anfühlen, wenn Wolken die Sonne verdecken und der Wind, wie jeden Nachmittag, mit 5-6 Bft. aus Nordosten weht. Die Inseln, lese ich, sind überhaupt gerne in Wolken gehüllt, am allermeisten soll das auf Teneriffa zutreffen. Lässt der Wind aber noch, können die 31° auch rasch schwül wirken. Alles in allem ist das Wetter also atlantisch – rau, gewöhnungsbedürftig – vor allem für Herren in neuerdings geradezu biblischem Alter. Abgesehen davon habe ich einen leichten Sonnenbrand auf den Ohren, wo ich doch eigentlich kaum Sonnenbrand bekomme, aber das lange Arbeiten an der Ruderanlage war dann doch zu viel. Sonnenbrand an den Ohren, wie peinlich.