Neuigkeiten vom Klabautermann
Die vulkanische Insel hat einen riesigen Nationalpark und ist besonders bei Wanderern sehr beliebt. Alles ist unglaublich grün und saftig, die Temperaturen sind um diese Jahreszeit mit ca. 19–22 Grad angenehm. Wir bekommen hier alles, was wir brauchen. Im Hinblick darauf, dass wir die Flautenzone der Doldrums durchqueren werden müssen, habe ich noch zwei Zusatzkanister für Diesel organisiert. It’s better to be safe than sorry.
Darum kam auch Pedro, der Mechaniker, und hat ein Motorservice gemacht, Öl gewechselt so wie die Keilriemen erneuert. Und dann haben wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Klabautermann gemacht. Das war eine rechte Schrauberei, bis wir in den Tank hineinschauen konnten, um feststellen zu können, dass da nichts ist, was das Geräusch verursachen könnte!
Pedro meinte, wir sollten den Tank von außen untersuchen, um sicherzustellen, dass auch von außen nichts dagegen schlägt. Also nahmen wir den gesamten Boden raus, und in dem Moment, als Pedro auf den Tank steigen musste, war der Schlag wieder zu hören! Das Geräusch wurde also tatsächlich von der sich verformenden Tankwand verursacht, die aus einer Inox-Legierung besteht. Pedro meinte, es könne erst auf der Fahrt hierher entstanden sein, da es am Festland der iberischen Halbinsel viel kühler war, und das Material sich bei den Temperaturunterschieden relativ langsam ausdehen bzw. zusammenziehen würde. Auch eine Theorie, wobei ich die mit dem Klabautermann eigentlich poetischer finde. Jedenfalls wissen wir, dass das Geräusch keinen weiteren Grund zur Besorgnis gibt und sollte es weiterhin auftreten, werde ich mit dem Klabautermann reden.
Wir bunkern neben Lebensmitteln auch wichtige Ersatzteile, auf den Kap Verden wird manches vermutlich schwieriger. Den Stauraum haben wir auf Grund unserer Erfahrungen aus der ersten Atlantiketappe praktisch vollständig neu organisiert. Auch Trinkwasser besorgen wir in Mengen, das ist auf den Kap Verden Mangelware und daher sehr teuer. Schließlich und endlich verlassen wir Europa in ein paar Tagen.
Europa
Um uns auf der Insel bewegen zu können und den Nationalpark besuchen zu können, haben wir ein kleines Auto gemietet, das auch beim Einkaufen hilfreich ist, obwohl es hier so gut wie keine Parkplätze gibt. Ich hatte eine lokale Autovermietung aufgesucht und war ein bisschen überrascht, dass ich den Wagen von einem Italiener übergeben bekam. Und da ich selbst ja auch italienische Wurzeln habe, fühlte ich mich gleich irgendwie zuhause und scherzte ich mit dem Mailänder, der in seinen Vierzigern ist. Ich versuchte mich in hispano-italienischen Wortkreationen und er warf mit englischen und deutschen Worten sich. Er erzählte von Mailand und ich erzählte ihm, wie wir aus Österreich hierher gekommen sind. Ich liebe solche Konversationen, sie sind unterhaltsam. Als wir den Zettel ausfüllten, fragte er nach dem Namen des Bootes, auf dem ich wäre, damit er meine örtliche Adresse richtig angeben zu könne.
»Europa«, sagte ich.
»Europa«, wiederholte er mit einem bitteren Lächeln, »isse ganse große Schaise« und blickte mich erwartungsvoll an.
Die Freude einer weiteren Reaktion auf sein Postulat konnte ich ihm nicht machen, aber ich unterschrieb den Mietvertrag, nahm den Schlüssel und zog von dannen. Ein Mailänder, dachte ich, der auf La Palma arbeitet und Europa Scheiße findet. Interessant.
Crewliste
Unsere Crewliste hat sich wieder geändert, Max ist gestern abgereist. Er war uns wie immer ein wichtiger und willkommener Begleiter auf den Meeren und wird uns natürlich auch bei den Wachen fehlen, die wir ab nun wieder zu zweit bewältigen müssen. Gute Heimreise und Danke für alles!