0300 | Wachwechsel. Mit einer kleinen Unterbrechung wegen einer Radarwarnung konnte ich etwas schlafen. Jetzt ist Anna mit Schlafen dran, und das tut sie nach wenigen Augenblicken auch.
Wir sind auf der Höhe von Castellon, nach wie vor ist die Küste zu sehen. Die Nacht ist hell. In den Morgenstunden erwarten wieder etwas Westwind, der uns dann auf einem reinen Südkurs Richtung Cabo de la Nao bringen soll. 0800 | Der Wind hat wieder 5 Bft erreicht. Wir sind weit genug von der Küste weg, damit wir bereits reichlich Welle haben und trotzdem keinen Internetempfang. Anna schläft fest. Die Sonne ist aufgegangen und nun liegen wir vor unseren Berechnungen. Besser so. Wir haben noch 37sm bis zum Cabo de la Nao, dort kommen wir in einen Windschaftten. Bei unserem Tempo haben wir noch ca. 5,5 Stunden.
1030 | Ziemlich genau bei der Überquerung des 39. Breitengrades lässt der Wind nach. Warme Mahlzeit, wenig später motoren wir direkt aufs Kap zu. Ich möchte in Küstennähe bleiben, weiter draußen sind südliche bis südwestliche Winde angesagt, schlecht für uns. Ich hoffe, bald ein Update der Wetterdaten laden zu können, die kommenden 24 Stunden könnten tricky werden.
1130 | Kochen. Endlich warmes Essen. Noch immer 5 Bft und reichlich Welle. Schief. Richtig Schief. Wer immer das Ölzeug erfunden hat, hat der Menschheit einen guten Dienst getan. Am Klo war er oder sie aber nie.
1430| Der Wind hat ganz entsprechend der Vorhersage nachgelassen. Wir motoren um das Cabo de la Nao. Die neuen Wetterdaten machen Mut, die Nacht scheint ruhig zu werden, morgen erwartet uns sogar Rückenwind.
Aber dann! Ab Dienstag soll ein starker Westwind einsetzen. Ein seriöser Sturm. Wir wollen bis dahin Almeria erreicht haben, gleich hinter dem Cabo de Gata. Wenn wir schnell genug sind, sollt sich das ausgehen. Wenn nicht, suche ich bereits nach Ausweichmöglichkeit östlich des Kaps. Das klingt einfacher, als es ist. Wahrscheinlich müssen wir und 2-3 Tage einducken, da brauchen wir Strom, Wasser und einen Liegeplatz, der so geschützt ist, dass man schlafen kann.
1500| wir haben das Kap passiert. Die Küste wird schlagartig schroff, hohe Klippen ragen in den Dunst. Ansiedlungen wie Städte auf fremden Planeten sind in die Felsen gehauen, weiß getüncht, uniforme Erholungsplantagen.
1700| Spanische Küstenstädte mit abenteuerlichen Skylines. Die Reste vom Mittagessen, ein Kaffee. Wir gehen nochmal die Sicherheitseinrichtungen durch, wiederholen die wichtigen Dinge bei Maschine und Elektrik. Positionslichter. Zeit für eine Dusche, Abwasch.
Sammeln
Nach der doch eher flotten Fahrt der ersten 24 Stunden ist die Pause wohltuend, Gelegenheit die Dinge auszusortieren, an und unter Deck – wohl auch sinnbildlich. Anna zeichnet im Cockpit, ich mache meine Mails. Küstennähe. Im Laufe der Nacht werden wir Alicante passieren.
1800| Finster. Der Mond ist noch nicht aufgegangen. Die Küste glitzert in einem goldenen Band aus Lichtern, das scheinbar die Menschen verbindet. Ein seltsames Tier, dieser Mensch.
Wir passieren den Nullmeridian. Erstmals zeigt uns das GPS westliche Längengrade an. Eine reine Behauptung und dennoch ein seltsames Gefühl.
Rechenaufgaben
2330 | Ich rechne seit Stunden die Möglichkeiten durch, in welchen Hafen wir uns zurückziehen werden. Zu früh reingehen bedeutet zu weit von Malaga bzw. gibraltar entfernt zu sein. Wir müssen das ruhige, bzw. günstige Wetter ausnutzen. Der WFC ändert sich laufend. Ich hoffe, dass wir es zumindest bis San Jose schaffen, das ist direkt am Cabo de Gata, und das sollte bis morgen abend machbar sein. Morgen früh gibt es neue Vorhersagen.Wachplan
Wir haben eingeteilte Wachen – im UTC Rhythmus sieht das so aus: 00:00 – 04:00 A
04:00 – 08:00 F
08:00 – 13:00 A
11:00 – 16:00 F
16:00 – 21:00 A
19:00 – 24:00 F
Jeweils 2 Wachen untertags sind 5 stündig und überlappen um 2 Stunden. Social Life. Bis jetzt scheint dieser Turnus gut zu funktionieren.
Danke übrigens für Eure netten Mails und SMS zu den ersten Einträgen!
Cabo de la Nao