Von Platanen und Palmen
0400 | Habe eine Suppe bekommen zum Wachantritt. Macht es leichter. Knochenzeit. Es ist absolut ruhig, bedeckt, nicht so hell wie gestern. Noch 10 Meilen bis zum Cabo de Palos. Dann sind wir im gleichnamigen Seegebiet. Der Wetterbericht kündigt das miese Wetter an.
Carthagena liegt gleich hinter dem Kap, ein großer Marinehafen. Das wäre die erste Option. Allerdings sind es von dort dann noch 90 sm bis zum Cabo de Gata und 240 bis Gibraltar. Weit…
0600 | Am Kap ist das Wasser ölig glatt. Das Radar ist voll mit kleinen Punkten. Der Mond ist hinter Wolken und unzählige Fischerboote tummeln sich um die Untiefen, die weit vor die Küste hinausreichen.
Neues Update sagt für die kommende Nacht Schwell aus Süden mit über 1 Meter. Das Problem ist die Welle. Wir bekommen zwar an der Küste NE Wind, was ja super wäre, aber gleichzeitig weht ein Stück südlich von ein starker Südwind. Dann haben wir Wind gegen Welle – und das wollen wir nicht.
0800 | Der langen Rechnung kurzer Sinn: Wir haben uns entschieden, Cartagena anzulaufen. Der Hafen ist groß, sicher und bietet die notwendige Infrastruktur, um einige Tage dort zu verbringen. Außerdem ist es der günstigste Hafen in der Gegend, viele Liveaboards überwintern da – immer ein gutes Zeichen.
0945 X | Wir haben in Cartagena festgemacht. Die Einfahrt führt an verschiedenen Hafenbecken vorbei, in denen Container, Chemikalien und Mineralien verladen werden. Der Hafen groß, Industrie, alle möglichen Erze, Mineralien und vor allem Gips. Zur Zeit der Phönizier haben hier angeblich 40.000 Menschen in den Silberminen gearbeitet. Eine Marinebasis, angeblich eine der größten. Cartagena ist ein Stadt mit Industrie, hier leben Menschen, keine Touristenstadt.
Nach ein paar Jahren segeln sieht man, ob ein Platz was taugt oder nicht. Dieser taugt. Kein Chi-Chi, vernünftige Leute, vernünftige Preise. Die Altstadt ist nah. Riesige Platanen fächern ihre Kronen auf über dem Hafen. Platanen markieren gute Plätze. Vor dem Spar in der Schönbrunnerstraße steht auch eine.
Wir schreiben 254 Meilen ins Log, dafür haben wir 48 Stunden gebraucht. Passt. Aber erst der halbe Weg nach Gibraltar. Wir wussten, dass das der schwierigste Abschnitt wird.
2000 | Die Wettervorhersagen variieren, die einzelnen Prognosen divergieren zu stark. Bin gespannt, wie lange wir schlußendlich hier festsitzen werden.
p.s.: Ibiza haben wir links liegen lassen. Literally.