Jacaré
Durch die Zeitversetzung und die noch zu erledigenden Dinge mit Wien werden die Tage hier richtig lang. Online Meetings, die in Österreich um 8 oder 9 Uhr beginnen, starten hier um 4 bzw. 5… – Glücklicherweise hat das Fischerdorf tatsächlich mehrere Hähne, die kurz vor vier Uhr morgens zu krähen beginnen. Wenn ich dann gegen 9 Uhr Ortszeit ins Bett sinke, schlafe ich sofort.
Zeit Chaos
Es ging schon bei der Anreise los. Ich bin mit den Zeiten vollkommen durcheinander gekommen – wie spät ist es hier, wie spät in Wien, in Saint Lucia, Punta Cana oder Havanna? Ich hatte die Uhr am iPad umgestellt, am Laptop aber nicht, am Schiff stehen alle Uhren auf UTC. – Also habe ich heute beschlossen, auch alle anderen Uhren auf UTC zu stellen – “Universal Time Code”, also die Zeit, die in Greenwich herrscht, aber sonst nirgends. Nämlich nirgends. Nun weiss ich gar nicht mehr, wie spät es ist. Das wäre weiter nicht schlimm, hell und dunkel reicht eigentlich völlig in unserem Mikro- (oderMaxi?) -kosmos – wären da nicht die Online – Verabredungen mit daheim.
Heute ist es besonders heiß. Das Dinghi ist hinüber. 9 Monate Tropensonne haben den Kleber der Schlauchbootteile vollkommen aufgelöst. Mal sehen, ob wir hier Ersatz finden.
Wir haben getankt.
Der Mechaniker fürs Motorservice ist nicht gekommen….
Ich habe ein Fall im Mast verloren, dumme Sache, konnten es mit Hilfe wieder einfädeln. – Für alle Landratten: “Fall” nennt man jene Morgen ziehen wir dann die Fock hoch.
Die Tage sind also dicht gefüllt. Nur zu Mittag, wenn die Hitze besonders groß ist, wird eine kurze Siesta eingelegt. Es ist dann doch immer mehr zu tun, als gedacht!
Morgen werden wir ausklarieren, die Prozedur geht im Normfall an einem Tag, aber das ist im Moment auch nicht sicher. Nicholas wird mit uns fahren – wir werden nur zur Polizei müssen, den Zoll kann er auch ohne uns machen.
Mission: Havanna
Wir haben vor, von Joao Pessoa zuerst nach Saint Lucia, dann in die Dominikanische Republik und schließlich weiter nach Kuba zu reisen. Das sind über den Daumen gepeilt 3500 Seemeilen – auf unserem letzten Törn waren es zum Vergleich 4000.
Die erste Etappe nach Saint Lucia ist mit 2100nm deutlich länger, als die Überfahrt von den Kap Verden nach Brasilien. Wir haben allerdings eine Strömung, die uns rund 100 Meilen vor der brasilianischen Küste vor sich her treiben wird. Die Winde sind konstant und in einem besseren Winkel als bei der Atlantiküberquerung. All das bedeutet, dass wir nach Adam Riese um einiges schneller sein sollten. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir die Strecke in 14-17 Tagen schaffen werden.
Wir werden natürlich den Äquator wieder überqueren und dabei auf eine fast schon alte Bekannte treffen: Die Innertropische Konvergenzzone (ITCZ). Brave Logbuchleser wissen, was das ist: Eine Art Waschstrasse für Boote. Zum Wetter und seinen Besonderheiten schreibe ich morgen mehr.
Wir passieren allerdings auch die Delten des Amazonas und des Orinoco. Das Wasser vor der Nordostküste Südamerikas ist eher seicht, die Winde in der Nähe des Landes sind schwächer und unbeständiger, Gewitter und Regen häufiger (heisst ja auch Regenwald … ;)). Als Zwischenstopps würden sich unter normalen Umständen Französisch Guyana und Surinam anbieten, aber die Corona Lage kann aus einem kurzen Stop schnell eine zweiwöchige Quarantäne machen. Die Bestimmungen ändern sich in allen Ländern praktisch täglich und die Lage ist unübersichtlich.
Saint Lucia
Mir ist es endlich gelungen, mit den Behörden in Saint Lucia Kontakt aufzunehmen und unsere Einreise zu avisieren. Das ist alles sehr kompliziert, Tonnen von Papier bzw. PDFs, ich hoffe sie akzeptieren unsere Corona Tests aus Wien. Die Zeit, die wir unterwegs sind, wird aber als Quarantäne gerechnet. Das ist die gute Nachricht. Schneller als 14 Tage werden wir wohl kaum sein… Außerdem muss ich ein Gesundheitsprotokoll führen und täglich Fieber messen. Ich wollte schon immer so einen Thermometer zum auf die Stirn halten und Digitalanzeige ;).
Von St. Lucia geht es dann in einem 500 Meilen Schlag direkt nach Punta Cana. Ob wir die Dom Rep im Norden oder im Süden umfahren, werden wir erst dort entscheiden. Davon wird auch abhängen, ob wir tatsächlich Havanna erreichen, oder an der Südküste in Santiago de Cuba landen – oder sonst wo abbiegen…