Festgebunden. Eine katalanische Stadt. Dunkle Wolken am Horizont. Individuum und Gesellschaft.
Wir bleiben in Tarragona. Das Barometer ist in den Keller gestürzt. Morgen starker Wind. Montag, Dienstag unklar. Die Prognosen für den Rest der kommenden Woche machen eine Weiterfahrt fraglich.
War es heute untertags sommerlich mit 28°, so hat sich gegen Abend ein dunkles Wolkenband aus Westen kommend, übers Festland hereingeschoben, am Abend ein paar Tropen Regen.
Tarragona hat zwar nur ca. 135.000 Einwohner, beeindruckt aber durch ihre geradezu imperiale Größe, die auf römischen Wurzeln fußt.
Wir liegen im Sporthafen, gut geschützt und ruhig. Im Hafenbecken des Frachthafens liegen die Superyachten des Prinzen von Quatar und wohl auch einiger anderer. Nicht nur Reichtum, auch schlechter Geschmack kann schwimmen…
Besonders Sehenswert die beeindruckende Kathedrale, die jeden Kunstgeschichtler jubeln läßt. Sie soll auf einer Kirche aus dem 4 Jh. gebaut worden sein, ihr Bau begann im 12 Jh. dauerte fast zweihundert Jahre.
Was mich an dieser Stadt so berührt, ist die Sichtbarkeit der Erkenntnis dessen, was Gesellschaft bedeutet – und dass sich auch das Individuum ihr nicht entziehen kann, weil der, der sich entzieht, in seinem Sich-Entziehen ebenso Bestandteil ist.
Die Kathedrale ist ein Machtbau. Macht der Gesellschaft, des Staates, der Religion. Der Einzelne ist verloren und erschlagen von ihrer Größe und es wird wohl jedem bewußt, wie unbedeutend und klein er als einzelnes Lebewesen ist.
Was die Architektur nicht vermittelt, ist die Bedeutung des Einzelnen für die Gesellschaft. Schade.