Nachdem wir uns gestern Abend ein gutes Essen in einem Strandrestaurant geleistet hatten, zog in der Nacht noch ein Squall durch. Hier läuft alles nach Plan, was fast ein bisserl lustig ist, aber auch verständlich. Dadurch, dass hier Nebensaison ist, ist beispielsweise die Tankstelle nur bei Voranmeldung besetzt – dafür aber zu jeder Zeit, die Du willst.
Wir haben um 12:00 Ortszeit einen Termin zum Tanken vereinbart und müssen um 12:30 uns am Dock der Marine (Küstenwache) einfinden. Auch wenn wir nicht ausreisen, müssen wir uns bei der Marine in jedem Hafen an- und abmelden.
Unser Kurs führt uns zuerst nach Norden bis zum Cabo Engano, ehe wir dann langsam nach Osten drehen und mehr oder minder der Küste entlang in die große Bucht von Samana einlaufen. Wir erwarten eine gute Windrichtung, aber eher leichte Windstärken und werden ca. 16-17 Stunden für die rund 85 Meilen brauchen.
In Samana werden wir die Weihnachtstage verbringen, zuerst einige Tage in der Marina, dann werden wir in der Bahia de San Lorenzo im Süden der Bucht von Samana ankern. Abschließend gehen wir vielleicht nochmal in den Hafen, ehe wir Richtung Puerto Plata bzw. Luperon weitersegeln.
Über die Dominikanische Republik gibt es wenig nautische Literatur. Die Printausgabe der “Southern Bahamas” widmet sich nur oberflächlich der Nordküste. Also habe ich in den Foren der Noonsite und von Trans-Ocean rumgestöbert und bin schlußendlich auf Facebook eine Gruppe gestoßen, in der sich Fahrtensegler organisieren, die immer wieder in Luperon die Hurricane Saison verbringen oder gar für längere Zeit dort sind.
Bevor wir nach Kuba übersetzen, möchte ich jedenfalls noch ein kleines Motorservice machen lassen, bei dem zumindest der Impeller und die Keilriemen getauscht werden. Auch wenn wir den Impeller vor einem Monat erst gewechselt haben, so zeigt ein Blick auf die Karte, dass wir doch eine enorme Distanz zurückgelegt haben – knappe 2700 Meilen in exakt einem Monat! Obwohl wir den Motor meist nur zum Laden der Batterien gebraucht haben, so hatten wir doch im zweiten Teil der Passage einige Stücke, wo der Motor recht lang lief und es haben sich doch eine Betriebsstunden angesammelt.
Bei der Recherche stellte sich heraus, dass wir die von mir erhofften Servicefacilitäten weder in Cofresi / Puerto Plata (Oceanworld Marina) noch in Luperon finden werden. Die Erstatzteile haben wir glücklicherweise an Bord, denn diese zu organisieren könne hier schnell 2-3 Wochen dauern, hieß es in den Antworten, die ich erhielt. Notfalls kann ich das auch selber machen, trotzdem sitze ich lieber daneben und greife ein, wenn der Mechaniker einen Unsinn macht.
Ein Segler schrieb mir, dass wir die besten Chancen, auf unserer Route einen guten Mechaniker zu finden, in Samana hätten. Sonst gäbe es nur an der Südküste in Boca Chica (Santo Domingo) welche. Das wird also spannend. Unser Motor ist ja ein robustes und treues Teil, bekommt aber natürlich viel Liebe und Aufmerksamkeit.
Planung und Baubeginn der Oceanworld Marina in Cofresi habe ich vor 20 Jahren noch mitbekommen, als wir da gedreht hatten. Ich habe mich damals gewundert, wie man auf die Idee kommen kann, hier eine Marina zu machen. Bei den Vorbereitungen auf diese Reise begann es aber Sinn zu machen. Luperon ist zwar eine wunderschöne, große Bucht – aber man hängt am Anker. Das ist, wenn man etwas bündig erledigt haben möchte, in der Regel nicht so hilfreich. Auch Reparaturen sind natürlich schwieriger. In Griechenland musste ich einmal das Getriebe reparieren lassen, als ich in der großen Bucht im Süden der Stadt Korfu geankert hatte. Dazu musste das Getriebe ausgebaut, an Land gebracht und anschließend wieder eingebaut werden. Nicht nur, dass das ein gewisser “Act” ist, waren auch die Tage, in denen ich auf das Getriebe warten musste, von einer gewissen Anspannung gekennzeichnet. Glücklicherweise hielten sowohl Wetter als auch Anker. Aufgaben, die es zu lösen gilt, bleiben uns also in den nächsten Tagen erhalten.
Trotzdem ist natürlich auch so, dass man die Nachrichten und Informationen, die man aus solchen Foren erhält, mit Vorsicht geniessen muss. Auf Nachfrage stellt sich manchmal heraus, dass die Informanten vor vielen Jahren zuletzt in der Gegend waren, oder dass die “Stimmungslage” von Ereignissen geprägt ist, der Hergang – um es vorsichtig auszudrücken – nicht immer ganz eindeutig ist. So meinte ein anderer, dass wir “Gringos” von den Einheimischen sowie nur schlecht behandelt würden. Solche Kommentare sind der beste Hinweis auf sehr subjektiv geprägte Informationen. Das Abwägen und Einschätzen ist also schwierig!