Wir wussten, dass die 10 Meilen von der Marina bis zum Cabo Engano nicht zu den angenehmsten Teilen unserer Reise zählen würden. Trotzdem hatten Anna und ich uns dazu entschieden, die Nordroute zu nehmen, und nicht die trügerische Leeküste mit Kathi zu segeln. Der Grund dafür liegt darin, dass wir zwischen Haiti und Kuba – in der sog. „Windward Passage“ einen Venturi Effekt vermuten und mit steileren Wellen rechnen, gegen die wir ein bis zwei Tage ankreuzen müssten. Das wäre wirklich unangenehm.
Als wir die Marina verlassen hatten, verwandelten schwere Kreuzseen das Gebiet zu einer Rumpelkammer. Die “Speed over Ground”, also jene Geschwindigkeit, die das GPS misst, variierte bei gleichbleibender Geschwindigkeit durchs Wasser zwischen 0,9 und 9 Knoten innerhalb von wenigen Metern. Dazu eine steile und harte Welle. Das hat Kathi ausgenockt, ihr wurde übel. Als wir dann am Kap auf unseren Kurs drehen konnten und das Schiff in ruhige und stabile Lage kam, war es freilich schon zu spät. Jetzt schläft sie an Deck, und wir hoffen, dass es ihr bald besser geht. Solche Situationen sind unangenehm, niemand mag das. Aber sie können vorkommen. Und auch wenn unser Kurs nach Kuba zu 99,8% aus raumen Winden bestehen wird, sind wir auch dann nicht davor gefeit. Das bedeutet, dass wir in Samana unsere Pläne noch mal diskutieren werden müssen. Was auch immer das bedeutet.
Hier heroben kommen wir nun mit 6,5 – 8 Knoten super voran, die Europa lässt die Wellen in ihrer unnachahmlichen Art unter ihrem Rumpf durchziehen. Aber was nutzt das schon, wenn der Schreck einmal eingefahren ist?
Gegen Ende der Woche sprechen die Prognosen von einer massiven Kaltfront, die vom Festland in den Golf von Mexico strömt und starken Wind mit sich bringt. Davon wird auch Kuna betroffen sein – die Temperaturen in Havanna sinken auf Besorgnis erregende 18 Grad, ehe sich die Front in der oben schon erwähnten Windward Passage auflöst. Dieser soll unmittelbar eine zweite Front aus dem Nordatlantik folgen. In Samana werden wir davon nichts mitbekommen, vielleicht abgesehen von ein paar Wolken.
Das Kreuzen bis zum Cabo Engana hat unsere Wegstrecke um 10 Meilen verlängert, der gute Wind und eine kräftige Strömung haben unsere Fahrzeit gegenüber den Berechnungen um über vier Stunden verkürzt. Ich hatte schon fast vergessen, wie anstrengend Küstensegeln ist!
Um 07:30 UTC laufen wir in die Bucht ein. Halb vier Uhr morgens, die Marina meldet sich nicht. Obwohl das Wasser viele geeignete Plätze bietet, ist das Ankern aus Naturschutzgründen, vor allem aber wegen der Wale in der ganzen Bucht nur an von der Navy gekennzeichneten Plätzen erlaubt. Also fahren wir in die große Hafenbucht von der Stadt Samana und lassen um 5 Uhr morgens Ortszeit den Anker in “Andy’s Hole” fallen.
Angekommen??
Wünsche Euch ein frohes, besinnliches, gesundes und schönes Weihnachtsfest im Sinne von O’Palmenbaum.
Grüße aus einem verhangenen, regnerischen, warmen und für Weihnachten unwirklichen Wien.
Die besten Wünsche,
H.
Ja, wir wind gut angekommen! Heute Abend gibt‘s News! Herzliche Grüße!
Wie schön wieder im Kontakt mit Euch zu sein. Frohe Weihnacht von Michaela