23.Dezember
1500 UTC | Wir haben das Kap passiert. Starke Strömungen. Fahrt durchs Wasser 5,8 ktn über Grund gerade mal 4. Bin gespannt, das mit den Tiden in Gibraltar zu tun hat. Wir werden es bald wissen, in 2 Stunden dreht sich der Gezeitenstrom wieder. Wir fahren durch ganze Flotten von Schleppnetz Trawlern.
Es ist ruhig, auch der Seegang hat sich gelegt. Wir motoren. Wenn wir in den kommenden Stunden nicht ein bisschen Tempo zulegen können, kommen wir sehr knapp an.
1645 UTC | 36°44.3 N | 02°24.4 W
Für alle, die mitschauen: Wir passieren Almeria, das an unserer Steuerbordseite liegt.Die Küstenlinie verläuft im Dunst, wird eins mit dem Horizont. Die Sonne geht in einem spiegelglatten Meer unter, viel südlicher fällt sie in dieses Wasser, als im Sommer. Lesen, E-Mails abarbeiten, die kommenden Destinationen vorbereiten. Wie schnell wir uns an diese langen Fahrten gewöhnt haben.
Vorhin hat mich die Nachricht von einem lieben Freund erreicht, der eine Knieoperation erfolgreich hinter sich gebracht hat, aber nun, mit Anfang 70, mit dem Verkauf seines Schiffes, einem norwegischen Holzboot im Colin-Archer Riss – ein echter Klassiker! – beginnen wird. Hört sich schmerzhaft an, auch wenn er sie eigentlich erst vor 6 oder 7 Jahren als sein erstes Schiff erworben hat.
Ob es bereits die wechselnde Tide in Gibraltar ist, oder wir schlicht weg aus den Kreuzseen, die um das mächtige Cabo de Gata strudeln, draussen sind, kann ich nicht sagen – die gute Neuigkeit ist jedenfalls, dass die bremsende Strömung weg ist und wir wieder 5.8 ktn über Grund machen. Das würde eine komfortable Ankunftszeit an der »Costa del Sol« bedeuten.
Im Stadthafen von Málaga sind Yachten nicht besonders gern gesehen, es gibt nur einen Yachtclub, Liegeplätze sehr begrenzt, sehr teuer, der Hafen scheint sehr Busy zu sein. Da wir nicht vorhaben, lange in der Gegend zu bleiben, laufen wir Torremolinos an, das ist gleich neben Málaga und nahe zum Airport. Doch erstmal müssen wir rechtzeitig da sein!
24.Dezember 2019, Dienstag
0730 UTC | Und dann geht zuerst der Mond in Form einer liegenden Sichel in unserem Heck auf, dicht gefolgt von der Sonne. Der nächste Wachwechsel steht an. Frühstücks Tee kochen für Anna, und natürlich freue ich mich auf die Decke…
2130 UTC | Nach dem Cabo de Gata war es ruhig. Zwischendurch sind wir zweimal ein paar Stunden bei angenehmen 3-4 Bft ablandigem Wind in entsprechend ruhigem Wasser gesegelt. Dieses Boot ist faszinierend. Sie ist macht, wenn ich richtig rechne, ihre 26 Saison. Sie läuft in Schwerwetter genauso wie in Leichtwindbedingungen stabil und sicher, lässt sich leicht und effizient segeln und ist trotz ihres Gewichtes wenig und schnell. Ich habe diese Schiffe immer bewundert. Seitdem wir sie besitzen, und das sind nun auch schon 11 Jahre, lerne ich die Qualitäten dieses Bootes nach jedem Törn mehr zu schätzen. Noch immer gehen wir manchmal durch Häfen und sehen uns Schiffe an, klar. Aber der Gedanke, der bei der Betrachtung anderer Yachten früher oft mitschwang – »Das muss toll sein, so ein Schiff zu besitzen« – den habe ich eigentlich schon lange nicht mehr.
Klar sehen wir Boote, die uns gefallen. Aber tauschen? Ehrlich? Nein. Klar gibt es neuere Yachten dieser Werft, mit moderner Technik, alle mit »Push Button«… aber ehrlich… wozu? Und so, wie dieses Schiff gebaut ist, werden heute Schiffe nicht mehr gebaut. Anders. Sicher auch gut. Aber anders.
Bordroutine. Wir kochen. Snacken. Suppe beim Wachwechsel. Die Nacht sehr feucht, und die Feuchtigkeit macht’s recht kalt. Weite Strecken motoren wir – wir haben schließlich ein Date am Flughafen von Málaga. Immer wieder der Blick auf die Erwartete Ankunftszeit
Um 1300 TC machen wir fest. Ein Sportboothafen mit Apartmenthäusern, Restaurants und allem. Jetzt idyllisch und komfortabel, im Sommer ohne Zweifel die Hölle. 270 Liter Diesel rinnen in den Tank. Die Nichtsaison schlägt sich auch hier in den Preisen nieder. 22 Euro zahlen wir für die 42 Fuss – das ist sehr fair.Um Euch eine Relation zu geben: Der billigste Liegeplatz war im März in einem entlegenen Ort auf Sardinien 9,50€ (2019), der teuerste, den wir bislang hatten, Dubrovnik 130€ (2010).
Der Supermarkt ist um die Ecke. Wir füllen noch unsere Basic – Vorräte auf. Dann mit dem Zug zum Airport, zurück mit dem Taxi, alles sehr nahe und easy.
Und dann in einem kleinen italienischen Restaurant gut gegessen. Zu dritt – fühlt sich nach »gehört-so« an. Schöne Weihnachten. Unaufgeregt. Morgen fahren wir weiter. Next stop: Gibraltar.
Wir schicken Euch herzliche Grüße und wünschen Euch Frohe Weihnachten!
Fuel: 270l @ 2098.4 h = 71h = 3.8 l/h