Für mich steht ohne jeden Zweifel fest, dass wir schon innerhalb weniger Jahre Computer verwenden werden, deren Leistung mit jener heutiger Rechner nicht einmal mehr im Ansatz etwas gemein hat.
Vielleicht sind es biochemische, organische Prozessoren, möglicherweise sogar basierend auf Organismen, die leicht und ressourcenschonend in großen Mengen hergestellt werden können, die keine seltenen Erze oder Metalle benötigen. Die Rechenprozesse laufen dann nicht mehr linear ab, also an Leitungen und Lötstellen gebunden, nicht über immer zu langsame Schnittstellen – kurzum nicht mehr dem Denkmuster des vordigitalen Menschen entsprechend. Es werden keine Einsen und Nullen mehr durch Leitungen geschickt werden müssen, um verschiedene Eingaben miteinander zu einem neuen Ergebnis zu verarbeiten. Keine Einsen und Nullen mehr zur Beschreibung der Welt – das ist der Kernsatz meiner Vorstellung zukünftiger Computer.
Meine Frau hat mir einmal einen TED Talk gezeigt, in dem ein Mann den Unterschied zwischen weiblichem und männlichem Gehirn beschrieb. Das männliche Gehirn, sagte er, würde alles in eigene Kisten tun, in Boxes, wie in einem Setzkasten immer schön geordnet, und würde peinlich darauf achten, dass der Inhalt der einen Kiste ja nicht mit dem Inhalt der anderen Kiste in Berührung käme. Im Gehirn einer Frau sei hingegen immer alles mit allem verbunden, was für uns Männer ein unbewältigbares und beängstigendes Chaos bedeutet, wo doch nur die Logik, die männliche Domäne schlechthin, die Welt erklären soll. Ich aber sah in dem Vortrag nicht die Unterscheidung von Mann und Frau, sondern von analogem und digitalem Menschen.
In unseren Rollenbild-Korsetten wurde den Frauen schon immer die größere Fähigkeit intuitiv zu denken zugeschrieben, mit Gespür zu handeln, das unserer männlichen, ordentlichen Logik gegenüberstand. Dabei gingen wir sogar so weit, Frauen mit besonderen intuitiven Fähigkeiten am Scheiterhaufen zu verbrennen, aus Angst, sie könnten unser damals noch vortechnologisches Weltbild ins Wanken bringen, das in erster Linie auf Sagen, Mythen, Behauptungen, Glauben – auf Unkenntnis und auf Lügen aufbaute.
Intuition wird, behaupte ich, für die Menschen der kommenden Generationen das entscheidende Kriterium zur Bewältigung der Herausforderungen an unsere kognitive Wahrnehmung und der Schlüssel zu einer funktionierenden Echtzeitkommunikation sein.
Organische Prozessoren erlauben noch mehr Dinge gleichzeitig miteinander zu verknüpfen, auch solche, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Das ist Intuition. Sie öffnen der Maschine das Tor zur Intuition. In meinen Augen ist die Intuition die Schwelle zur Erschaffung künstlicher Intelligenz.
Als die Sonne untergeht, gesellt sich ein Vogel zu uns. Keck landet er auf der Luke der hinteren Kabine, und selbst als wir uns mit Fotoapparaten anpirschen, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und putzt sein Federkleid, ehe er einschläft. Er muss ziemlich erschöpft sein und wird wohl die Nacht bei uns verbringen.
Gestern sahen wir große Feuer am Festland, deren Schein bis weit ins Meer hinaus reicht. Anna ist wütend und verzweifelt, wenn sie sieht, wie die Wälder gerodet werden. Was kann man dagegen tun? Was kann der Einzelne tun, was kann sie tun?