Aufbruch aus Mindelo
Es hat ein bisschen gedauert, bis wir durchschaut haben, wo wir hier was von wem bekommen. Aber schlußendlich hat alles geklappt. Das Wasser war nicht so teuer wie befürchtet. 2 Cent / Liter ist vertretbar. Das Wasser kommt aus einer Wasseraufbereitungsanlage und hat daher eine verhältnismäßig langsame Durchflußgeschwindigkeit, für den Diesel zahlen wir weniger als einen Euro. Dafür war das Internet teurer als der Liegeplatz, Informationsgesellschaft. Die Ein- und Ausreiseformalitäten sind unkompliziert und in 20 Minuten erledigt, Verzögerungen gibt es nur, wenn das Internet wieder mal ausfällt oder langsam wird. Der bisweilen starke Wind, der hier ständig über die Insel pfeift, kühlt die Lufttemperatur immer wieder auf 20-22°C ab, da zieht man schon mal ein Jäckchen an.
Die meisten Durchreisenden bleiben 3-4 Tage hier, haben allerdings auch in der Regel eine größere Crew, was bedeutet, dass sie ihre Vorhaben etwas rascher abarbeiten können. Wir konnten unsere Angelegenheiten gemütlich in 5 Tagen erledigen, wobei ja ein Wochenende dazwischen war. Wir haben die Pause im vorkaribischen Feeling jedenfalls genossen und können Mindelo als Zwischenstop nur empfehlen – egal, ob’s in die Karibik geht oder, wie in unserem Fall, nach Südamerika.
Wir konnten alle Arbeiten durchführen, die wir uns vorgenommen haben, auch das Brett für’s Cockpit haben wir anfertigen lassen, das uns als zusätzliche Ablage dienen soll – und vor allem als Bett für den Wachhabenden. Wir werden damit in den Kurzschlafeinheiten von max. 20 Minuten quer zur Fahrtrichtung und damit nicht nur bequemer, sondern auch windgeschützter liegen können.
Heute ist unser 50. Reisetag, und es ist jener Tag, an dem wir den letzten und größten Schritt wagen. 1560 Meilen liegen vor uns. Ich gehe davon aus, dass die Berechnungen unserer Ankunftszeit stark schwanken und vor allem davon abhängen, welche Windverhältnisse wir in der Innertropischen Konvergenzzone vorfinden werden. Weiter als 14 Tage reichen die Berechnungen nicht voraus, und die letzte Prognose sieht uns nach 14 Tagen ca. 100-150 Meilen vor der brasilianischen Küste. Das würde bedeuten, dass wir insgesamt 15-16 Tage brauchen werden. Es ist aber auch gut möglich, dass wir 18 Tage oder mehr brauchen.
Auf jeden Fall öffnet sich jetzt ein gutes Wetterfenster. Wir werden zwar bis zum Äquator etwas weniger Wind haben als bisher, aber um das zu kompensieren, haben wir ein grösseres Segel aufgezogen. Dafür soll die Innertropische Konvergenzzone soll nach heutigem Stand einen Windkorridor auf unserer Route haben, wenn wir diese in ca. 8 Tagen erreichen. Nachdem wir den Äquator überquert haben, wollen wir die Insel Fernando de Noronha im Südosten passieren, wodurch wir im richtigen Winkel in den Südostpassat eintauchen sollten. Soweit die Theorie.
Unser kleiner Freund, der Satelliten Tracker, wird uns hoffentlich weiter gute Dienste leisten und mit zuhause verbinden. Max wird uns mit Prognosen und Warnungen aus den verschiedenen Seegebieten versorgen, zudem können wir ggf. auch direkt über das Gerät eine punktbezogene Vorhersage von Ocens abfragen, einem gebührenpflichtigen Seewetterdienst, der verschiedene Modelle berücksichtigt.
Wir haben die Europa wieder mal bis unters Dach mit Essbarem angefüllt, die Vorstellung, mit einem hungrigem Kind in den Doldrums zu sitzen und vielleicht keinen Fisch zu fangen, ist unerträglich. Ich habe zur Sicherheit auch verschiedene Fleischgerichte vorgekocht.
Ich bin schon gespannt, ob wir es diesmal wagen werden, die Angel auszuwerfen. Wenn, dann werden wir das allerdings erst nach ein paar Tagen tun, wenn die frischen und nicht lange haltbaren Lebensmittel aufgebraucht sind.
Wenn ihr up-to-date bleiben wollt, dann schaut gelegentlich auf
share.garmin.com/S2V2S
Passwort: Europa
Dort setze dort auch ein- bis zweimal am Tag ein SMS ab und unsere Position ist zu sehen.
PS.: Nachtwachen
Bevor wir hier ablegen, habe ich noch zwei Postings vorbereitet, die morgen und übermorgen gesendet werden.