In der Nacht ist die starke Strömung abgerissen, die uns die letzten zwei Tage angeschoben hatte. Ich habe viel Zeit mit Trimmen zugebracht, um jeden Windstoß zu nutzen. Ein paar Regenwolken zogen durch, es war eher kühl. Nach Sonnenaufgang nahm der Wind wieder zu, und wir machen wieder 6kt +. Ich denke, dass wir ab dem 10. Breitengrad wieder einen Knoten Strömung erhalten sollten. Bis dahin sind es noch ca. 90 Meilen.
Während die Kunst durch Überhöhung nach Wahrhaftigkeit forscht, erhebt der Medienkrieg die Lüge zur Wahrheit. Ein Gedanke, eine Behauptung – und sei sie noch so falsch – zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Medium publiziert wird früher oder später zum „Faktum“. Die Provokation der öffentlichen Moral ist dabei der Dreh- und Angelpunkt. Das haben die Burschenschafter im späten 19 Jh. so gemacht, als sie mit Stöcken prügelnd durch die Universitäten zogen und die Polizei tatenlos zusehen musste, weil sie den Campus nicht betreten durfte. Das hat Jörg Haider gemacht, als er diese Ideen aufgegriffen und „neu“ platziert hat. Einmal ausgesprochen, einmal in die große, gemeinsame Erzählung eingefügt, bestehen und wachsen diese Handlungsstränge.
Präsident Thruman gilt beispielsweise bis heute als aufgeklärter Humanist. Dennoch gab er den Befehl, die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, was unglaubliches Leid und Schrecken verbreitete. Hätte der blutige und grausame Krieg im Pazifik tatsächlich noch so lange angedauert, dass das der einzige Ausweg war?
Es gab Kritik an der Tat, aber eine Verurteilung löste sie nicht aus. Hätte man die Erzählung dieses Krieges beenden wollen, hätte es ein Finale, ein letztes Aufbäumen des Bösen und den finalen Schlag des Guten geben müssen. Und es hätte für die Beendigung des Krieges in jedem Fall gereicht. Warum also zwei Bomben?
Eine Erzählung lebt von vielem, aber eben auch von Handlungssträngen. Ganz entscheidend ist dabei, wie der Autor die Handlungen aneinanderreiht, in welcher Reihenfolge und in welcher Intensität er sie stattfinden lässt. Unerwartete Wendungen sind das Salz in der Suppe.
Als im Wahlkampf 2016 das „Grab her by the pussy“ Video auftauchte, dachte unser Blase – okay, das war‘s, der wird nie Präsident. Tatsächlich hat das Video ihm aber nicht geschadet, sondern bei seinen Anhängern genutzt. Hillary Clinton saß mit offenem Mund im Publikum – und Trump hatte seine Hand zwischen ihren Beinen. Sie war darauf nicht vorbereitet. Sie hatte das Narrativ vollkommen verloren. Ihr hörte keiner mehr zu. Die „gute Geschichte“ erzählte der blond gefärbte Kotzbrocken. Und alle hörten ihm zu! – Und so weit ich weiss, hat bis heute noch niemand darüber ernsthaft nachgedacht, dass Trump dieses – ohnehin alte – Video selbst lanciert haben könnte. Bemerkenswert auch, dass man in dem VIDEO ja nicht SIEHT, wie er das sagt, sondern nur hört – so als wäre versehentlich ein Mikro offen, das eigentlich aus sein müsste.
Sie saßen ums Lagerfeuer in ihre Felle gehüllt. Kleine Funken stoben aus der Glut knisternd empor. Alle starrten in die Flammen, als der Erzähler seine Augen weit aufriss, die Arme über ihnen ausbreitete und seine Stimme erhob: „Sehet das Ungeheuer, das aus den Flammen kam…“ und alle sahen das Ungeheuer und dankbar hatten sie Angst.
Die Digitalisierung wird als Aneinanderreihung von Nullen und Einsen dargestellt. Es ist die Darstellung analog denkender Menschen. Wenn der Feind meines Feindes mein Freund ist, ist dann der Freund meines Freundes mein Feind?