1800 LCL | 1595 Bay St SE, Saint Petersburg, FL
Es war eine lange Anreise und ein langer Flug. Als ich ankam, war die EUROPA schon
im Yard, und heute früh kam sie dann zurück ins Wasser. Segel sind drauf, Motor
Service gemacht.
Meine Sorge gilt den Batterien. Sie waren tiefentladen – aus welchem Grund auch
immer – und zwei der fünf Batterien haben das nicht überstanden. Vielleicht war
auch eine defekte Batterie der Grund für die Entladung? Wie auch immer, ich habe
nun empfindlich weniger Strom an Bord.
Die Lieferzeit für passende Batterien beträgt im Minimum 4 Tage, sie wären also
erst frühestens nächste Woche da, und das nicht garantiert. Ich mache daher
Testläufe mit den verbleibenden 3 Batterien. Wenn die Batterien einen kritischen
Ladezustand erreichen, schlägt ein Höllenalarm an. Dann muss ich ans Netz oder den
Motor starten. Der neue Solarregler arbeitet gut, und pumpt untertags auch gut
Strom rein. So wie die Wettervorhersage ist, werde ich in der Nacht ohnehin eher
motoren müssen. Ich habe mehrere Servicestellen in Key West angeschrieben, ob sie
passende Batterien hätten, aber noch keine Antwort bekommen.
Ein Hoch hat sich über Florida breit gemacht. Die Tage sind warm, die Nächte
kühl, die Morgen chilly. Ein seltsames Land, mit seinen rechtwinklig angeordneten
Avenues und Streets, zwischen denen sich eine eigenartige Mischung aus Spießigkeit
und Lebenslust abspielt. Die unverbindliche Freundlichkeit einer – wohl
behaupteten – heilen Welt. Angekommen bin ich hier nicht, und ich weiß auch nicht,
ob mir das gelingen wird – und ich das überhaupt will. Oft denke ich an Kalabrien
und Sizilien, was tatsächlich doch noch mal viel nördlicher liegt als Florida. Und
obwohl die Temperaturen nördlich von Miami bzw. Palm Beach noch ein Stückchen
frischer werden, wärmer als im Mittelmeer um diese Jahreszeit ist es allemal. Die
Pullover und die Skiunterwäsche habe ich trotzdem schon griffbereit.
Gestern hatte mich Gerad, ein Taxifahrer aus Trinidad, herumgeführt und weiß Gott
was alles erzählt. Ein lustiger Kerl, der mit geholfen hat eine Sim Karte zu
organisieren und mich zum großen Publix Supermarkt gebracht hat. Neben dem
abstrusen Warenangebot, das scheinbar farblich korrekt sortiert war, fand sich
auch eine Pharmacy im Markt, wo es Covid Impfungen gab.Die USA hat eine
wesentliche schlechtere Durchimpfungsrate als wir, und Florida, glaube ich, die
schlechteste der USA. Die Menschen, die ich zur Impfung kommen sah, hatten es aber
eilig und es war ein Stück weit Panik in ihren Gesichtern.
Ansonsten ist Covid hier kein Thema, also nicht wirklich. Die Nachrichten
verwiesen auf eine neues Medikament, das Wunder wirken soll und nun auf seine
Zulassung wartet. Außerdem meldeten sie für heuer eine doppelt so hohe Suizidrate
im Vergleich zu 2020. Das liege allerdings am Medikamentenmissbrauch, der zwar mit
Corona zu tun hat, aber das Virus ist nicht die Todesursache.
Wenn alles klappt und in der Nacht keine Katastrophen passieren, werde ich morgen
früh noch tanken und dann aufbrechen. Zu erwarten sind 5-15 Knoten Wind und ich
sollte am 3.12. irgendwann abends ankommen. Mit ein wenig Glück vor Mitternacht.
Wie oft, wenn ich alleine unterwegs bin, frage ich mich, warum ich das eigentlich
tue. Ich weiß es nicht, aber ich vertraue darauf, dass es einen Sinn hat.
Jedenfalls ist es ein ziemliches Fitnessprogramm – das tut mir wahrlich gut,
nachdem Fitnessstudios in Österreich entweder gelockdowned sind, oder recht
sorglos im Umgang mit dem Virus und daher von mir (zu) wenig besucht wurden. Also,
fit mach mit – soll mir recht sein, solange ich nicht rudern muss!
Den Jetlag hab ich noch nicht überstanden.
Es ist 18:00 Uhr Ortszeit und ich bin hundemüde….