Markt der Gnade
Alles ist nahe in Ponta Delgada, und so sind es auch nur wenige Schritte vom Hafen den Hügel hinauf zum »Mercado da Graça«, wo die Bauern von der Insel ihre Waren verkaufen. Das Dach der Markthalle ist kaputt und die Arbeiten werden wohl noch eine Weile dauern. Zur Zeit finden sich dort – enttäuschender Weise – keine Stände. Nur die Fisch-, Fleisch- und Käsehändler, deren Verkaufsflächen sich in den Geschäftsräumlichkeiten rund um das Atrium befinden, sind zugänglich. Ein kleiner Junge mit einer goldenen Papierkrone trägt einen roten Rucksack, auf dem die Spinnenaugen einer berühmten Comic Figur ihm den Rücken frei halten. Angeregt unterhält er sich mit seiner Mutter, an dessen Hand er geht, und die, dicklich und keine zwei Köpfe größer als er, immer wieder die Lippen spitzt und den Zeigefinger hebt, während sie ihm Antwort gibt. Nichts könnte die Aufmerksamkeit der beiden füreinander stören. In welcher Geschichte sie sich gerade befinden?
Und während sie auf die Strasse hinaustreten und zwischen den Menschen langsam verschwinden, ist es ein altes Ehepaar mit einer Einkaufstasche voll mit frischem Obst und Gemüse, das die nächste Frage aufwirft: Woher haben sie die Waren?
Unterdessen hat sich vor dem Lift im hinteren Teile der Markthalle eine Menschentraube gebildet, obwohl an seiner Rückseite auch eine Metalltreppe in die Tiefgarage führt. Unten angelangt findet man allerdings keine Fahrzeuge dicht beisammenstehen, sondern Unmengen an Kartoffeln, Tomaten, Salaten, Ananas, Bananen, Zitrusfrüchten, Karotten und allem, was der Bauernmarkt einer höchst fruchtbaren Insel eben zu bieten hat. Seltsam mutet der Mark im Neonlicht der unterirdischen Abstellfläche im ersten Moment an, doch vor dem Regen geschützt kann das Leben hier herunten seinen gewohnten Gang nehmen.
Ein paar Schritte westlich der Markthalle, an der Rückseite des überproportional wirkenden Teatro Micaelense, führt die schmale Rua António Joaquim Nunes da Silva den Hügel hinunter. Immer wieder stehen Häuser zum Verkauf, die meisten sind renovierungsbedürftig. Umso mehr fällt ein schmales Portal aus gepflegtem Akazienholz auf. Die Nase an der Scheibe plattgedrückt öffnet sich der Blick in ein Lokal, gerade mal 4 Meter breit beherbergt es ebensoviele Tische, alle voll besetzt, trotzdem ermutigt der Kellner, einzutreten. Das Fensterbrett bietet ausreichend Platz, um als Tisch für zwei Personen zu dienen. Am hinteren Ende des »Tasquinha Vieira« öffnet sich die Durchreiche zur Küche über die gesamte Breite des Lokals. Die Gäste können so das Wirken der drei jungen portugiesischen Köche beobachten, das von Eleganz, Hingabe und berechtigtem Stolz geprägt ist. Was auf und um die Insel gefangen, gezüchtet oder geerntet wird, verarbeiten sie zu moderner portugiesischer Küche, die Freude macht.
Der heftige Regen dauert eine Stunde oder zwei, dann dreht der Wind schlagartig nach Norden. Schlagartig wechselt der Klang der Takelagen Tonlage und Tempo. Das Hochdruckgebiet, mit dessen Winden wir schon bald nach Madeira aufbrechen werden, breitet sich aus.
Den Cliffhanger bitte noch auflösten:
Was gab’s denn gutes bei den Küchenzauberern von “Tasquinha Vieira”? Du hast mich neugierig gemacht!🤤
oh gott, wie ich euch beneide!
wann gehts los richtung funchal?
ich bin ja so gespannt im verschneiten villach…
bussls+ahoi
Nach Rücksprache mit dem Kellner haben wir uns dafür entschieden, uns einfach der Reihe nach verschiedene Vorspeisen bringen zu lassen und jedes Gericht geteilt. Das war wirklich atemberaubend. Verschiedene Fischgerichte, viel Gemüse, Salate und ein wenig lokales Fleisch. Die Köche verstehen es, einerseits den Eigengeschmack der Zutaten herauszuarbeiten und diese Kombination wirken zu lassen. Andererseits war auch ein panierter Fisch in Form einer Kugel dabei, der es in sich hatte. Bemerkenswert auch die sparsam eingesetzten Saucen, die immer wieder für überraschende Verzückung sorgen. Jetzt, mit einigem Abstand und bereits aus Funchal, kann man sagen, dass das das mit Abstand beste Essen in PD war. Also: Da muss man hin, wenn man nach Ponta Delgada kommt!