Vila do Porto
Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, in Lee der Insel das Wasser ruhig, das rote Leuchtfeuer markierte die Einfahrt, als die Abendmaschine über der Mastspitze hinweggleitend zur Landung ansetzte. Hinter dem hohen Wellenbrechen lag das kleine Hafenbecken mit einem Festmacher für die Fähre und einer Mole für Versorgungsschiffe. Von dort aus gelangte man durch eine vielleicht 10 Meter breite Einfahrt einem Cocon gleich in ein weiteres, engeres Hafenbecken mit einigen Schwimmstegen, darüber, beleuchtet, thronte eine kleine Festung.
Den Atlantik zu besegeln ist nicht jedermanns Sache. Ist es auf der Barfußroute in die Karibik noch der große Schritt über den Ozean, der einen beflügelt, so entdeckt man auf dem weiteren Weg den Wert, die Schönheit und die Wichtigkeit ganz anderer Dinge. Die hier alltäglichen Wellen, die sich mit der weiten Dünung mischen, findet man im Mittelmeer nicht. Die ständigen Bewegungen auf einem kleinen Boot sind herausfordernd, das »Rollen« auf Raumen und Vorwind Kursen berüchtigt. Die unglaubliche Weite und der ständige Wechsel zwischen den Jahreszeiten sind faszinierend, die Farben, auch und gerade jene des Winters, betörend schön – aber das ist nicht alles, es verändern sich auch die Proportionen, die Seele. Blauwasser Segeln ist eine kleine Sparte im Segelsport, es in der Nebensaison zu tun noch rarer. Stellt ein erprobter Segler also fest, dass diese Bedingungen nichts für ihn sind, verdient diese Feststellung umso mehr Respekt und Wertschätzung. Die verbleibenden 500 Meilen nach Funchal werden also eine Einhand Etappe.
Während die Morgenmaschine noch bei Dunkelheit die Insel verlässt, wird Santa Maria seinem Beinamen »Sonneninsel« wenig später gerecht. Nun hat ist auch das Büro der Marina besetzt, die Formalitäten rasch erledigt.
»Okay, das wars, der Papierkram ist erledigt.«
»Muss ich nicht noch zur Küstenwache und Polizei?«
»Nein, brauchst Du nicht. Wenn die was von Dir wollen, dann finden sie dich schon.«
Während die Straße mit einem Bogen den tiefen Einschnitt in der Landschaft umfährt, in dem ein kleiner Bach verläuft, führt der alte Weg in engen Serpentinen und für ein Auto unbefahrbar direkt den Hügel nach oben. Bevor man ins Dorf gelangt, erreicht man eine erstaunlich kleine Festung, deren Kanonen fächerförmig die Hafenbucht überblicken. Diese ist der einzige Ort auf der ganzen Insel, wo ein Schiff sicher anlanden kann.
Hinter der Festung liegt der zauberhafte Ort, dessen Häuser sich entlang zweier parallel zueinander verlaufenden Straßen reihen. Schon nach wenigen Meter taucht man mit einem tiefen Ausatmen in einen anderen Zeitbegriff ein. Die Grußformel »Bom Dia«, gelegentlich auf ein »Dia« verkürzt, wird von einem alten Herren, der würdig die Strasse herabschreitet, nicht weniger freundlich auf ein » …‛ia« auf ein Maximum minimiert.
Nach dem Espresso bricht der ohnehin geringe Widerstand gegen die Verliebtheit gebrochen und damit klar, dass sich Santa Maria einen Platz in der »Galerie der Schönsten Inseln« verdient hat, die die Kombüse der Europa ziert. Bloss findet sich kein einziger Laden, der ein würdiges – oder überhaupt irgendein – Emblem der Insel verkaufen würde. Der kleine Souveniershop ist zugenagelt: Ach ja, es ist Jänner.
Santa Maria
Insel die aus Träumen geboren
Ich hab meine Sinne verloren
In dem Fieber, das wie Feuer brennt..
😘
Den richtigen Wind, die richtige Strömung und eine freundlich lachende Sonne wünsche ich dir für deine “einsame” Fahrt