Die „Akka“
Vor uns liegt ein Schwesterschiff am Pier, eine Hallberg-Rassy 42E als Ketch getakelt, Baujahr 1985. Gesegelt wird die „Akka“ von einem Paar aus Deutschland. Als ich mich mit meiner Wäsche gerade auf den Weg zum Waschsalon gemacht hatte, kam ich mit der Frau ins Gespräch. Die beiden leben seit 16 Jahren auf dem Boot und haben währenddessen einmal die Erde umrundet. Nun sind sie auf dem Weg zurück nach Europa. Ihr Zielhafen ist wie der unsere Horta auf den Azoren.
„Dann werden wir uns dort sehen!“, sagte ich zu der Frau.
„Ich weiß nicht.“. Sie blickte an mir vorbei zu Boden. „Wir sind sicher viel langsamer als ihr.“
„Wir segeln auch nicht so schnell“, entgegnete ich, „und unsere Schiffe dürften wohl ähnlich flott sein.“
Sie sah mich einige Momente prüfend an. Ihr Gesicht war gegerbt von der Sonne und durchzogen mit tiefen Falten. Sie war in Würde gealtert, und das Alter hatte ihr die Schönheit nicht genommen. Ihre Augen funkelten, wenn sie von den Erlebnissen erzählte, und sie strahlten wie der Himmel über ihr, wenn sie von der Südsee sprach.
„Weisst Du“, fuhr sie fort, „ich habe es mit der Hüfte. Und ich bin keine Technikerin. Ich kann zwar sagen, was kaputt ist, aber ich kann es nicht reparieren. Und Andreas wird es langsam zu viel.“
Nun war ich es, der schwieg.
„Ich habe Angst davor, aufzuhören.“
Sie gab mir zu verstehen, dass sie auf eine lange, langsame Überfahrt hoffte, die das unausweichliche Ende so lange wie möglich hinauszögert. Versteckt hinter einem Lächeln, schloß sie das Gespräch mit forschem Ton: „Wenn Du Dich von jeder Quasselei so aufhalten lässt, wirst Du Deine Wäsche heute aber nicht mehr gewaschen kriegen!“