Date: 21. Juni 2022 um 02:36:50 GMT
Location: 38.64°N, 29.17°W
Landfall Ilha Fajal
0230
„Push Button, so ein Blödsinn“, murmle ich meinen mittlerweile stattlichen Bart, während ich noch einmal auf allen Vieren nach vorne krieche, um mich mit dem Gurt am Mast zu sichern und dann Zentimeter für Zentimeter das Großsegel zu reffen. Gischt stobt im Schein der Decksbeleuchtung auf, die Europa rollt.
Wenig später ist alles unter Kontrolle, wir liegen ruhig und schieben mit knapp 7 Knoten durch eine sehr dunkle Nacht. Andreas bat sich den Wecker für 0500 gestellt, er will dem Landfall nicht versäumen. Vielleicht muss ich ihn sogar früher wecken.
Unter einer Wolke wartet noch einmal starker Wind, der das Schiff aufs Wasser drückt. Das ganze Rig beginnt zu zittern, das Reff war gut getan. Aber wir werden nicht schneller? Im Gegenteil, es fühlt sich an, als würden wir uns im Wasser verbeißen.als die Böen nachlassen, kann ich die Karte konsultieren und bald wird alles klar. Jäh steigt der Meeresboden von über 2000 Metern Tiefe auf ein Zehntel an. Und dann ist die Wolke vorbei. Hinter dem Sprühregen beginnen Lichter am der Horizont zu glitzern. Land in Sicht.
Langsam dämmert es. Schwere Regenwolken hängen über Fajal, als wir dicht an der Südküste die Segel streichen und das Schiff zum Anlegen klar machen. Als wir den Monte da Guia umrunden und in die Baja da Horta wollen, wo der Hafen liegt, blasen uns im Canal Fajal durch die Landenge zur Nachbarinsel Pico nochmals aufgeladen 30 Knoten Wind entgegen. Mühsam schiebt uns der Motor mit gerade mal 2 Knoten gegen an. Um Punkt 0800, keine Sekunde früher, antwortet die Marina das erste Mal auf unsere Kontaktrufe. Wir dürfen in den Hafen einfahren, aber die Marina sei voll und wir müssten im Hafenbecken ankern.
Als wir die äußere Mole passieren bietet sich ein Anblick, den ich so nicht erwartet hätte. Das Hafenbecken ist voll mit ankernden Yachten. 45 Minuten spielen wir uns, bis wir einen Ankerplatz gefunden haben, was in dem starken Wind auf engem Raum extrem schwierig ist.
0900
Der Anker sitzt. Frühstück. 2850 Meilen insgesamt, 1900 von Bermuda hierher in 12 Tagen und 21 Stunden. Das kann sich sehen lassen. Jetzt wird mal eine kleine Runde geschlafen, ehe wir das Dinghi herrichten und zum Einklarieren fahren werden!