Date: 23. Juni 2022 um 11:17:31 GMT
Weather: 18°C Drizzle
Location: Rua José Azevedo (Peter), Horta, Azoren, Portugal
Zwölf Monate April
In unersättlichem Grün ergießen sich die Gestade der Insel ins Meer, während schweres Grau und strahlendes Blau den Himmel im Minutentakt verwandeln.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 22, in der Nacht sinken sie auf 17 bis 18 Grad. Böse Zungen sagen, hier wäre zwölf Monate lang April, und den Rest des Jahres regnete es.
Tatsächlich regnet es zwischen September und Dezember am meisten. Die kältesten Temperaturen des Jahres liegen im Winter bei 12-13 Grad, die höchsten finden sich im Juli und August mit um die 25 Grad. Ein Pullover und eine Jacke gehören zur Standardausstattung bei jedem Landgang.
Zwei Staufächer in der Vorschiffkabine waren bis zum letzten Millimeter mit Bettwäsche und Decken angefüllt. Die Sachen sind triefend nass, nicht feucht, richtig durch und durch nass! Wir haben sie heute in den Wäschetrockner gegeben, da Platz und Sonnenstunden am Boot nicht ausreichen, alles zu trocknen. Die Kästen, die an die Bordwand grenzen, darf man hier nur noch maximal zu 2/3 anfüllen, um eine entsprechende Luftzirkulation zu gewährleisten. Natürlich war die Überfahrt dazu noch von enormer Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet. Die warme Luft speichert ja mehr Feuchtigkeit als die kühle. Sinkt die Temperatur, wird die Feuchtigkeit abgegeben. An den Morgen, ich hatte es im Logbuch erwähnt, war immer alles klitschnass. Und wir haben freilich nicht jeden Tag jeden Kasten kontrolliert!
Angeblich leben 15000 Menschen in Horta. In dieser Zählung müssen allerdings die weitläufigen Vororte enthalten sein. Peter’s Sport Cafe ist der Hotspot von Horta. Hier trifft sich buchstäblich die ganze Welt. Aus aller Herren Länder finden sich die Skipper und ihre Crews ein, man rückt zusammen, um genug Platz zu haben. Flaggen, Briefe, Fotografien zieren die Wände der Hafenkneipe. Andreas ißt Bakalau (Kabeljau), ich habe mich für Thunfischsteaks entschieden, raw – wie sonst?
Wir haben es uns am Ankerplatz gemütlich gemacht. Einige Schiffe sind bereits wieder abgereist, das Schlechtwetter ist endgültig abgezogen. Wir blicken auf ein sonniges Wochenende, an dem auch wir wieder aufbrechen werden. Ich habe heute mit dem Hafenmeister zur Frage konferiert, wo ich das Schiff lassen könne. Er war so freundlich, mit Santa Maria und Ponta Delgada zu telefonieren. Santa Maria kann uns nicht über den Winter aufnehmen, in Ponta Delgada gibt es Platz. Mit dieser Entscheidung bin ich froh. Ponta Delgada ist die Hauptstadt der autonomen Region Azoren, Sao Miguel eine größere Insel, auf der man auch allerhand unternehmen kann, wenn man nicht segeln will. Ich denke, das werde ich auch ausnutzen. Irgendwann werde ich ein paar Tage herkommen, um all die Kleinigkeiten in Ruhe instand zu setzen und meine Joblist abzuarbeiten. Die Wassertemperaturen liegen hier auch deutlich unter 20 Grad, das Thema Bewuchs bereitet mir keine Sorgen. Das Schiff kann also ruhig längere Zeit im Wasser bleiben.