Nach Norden
Die Anreise über Madrid war kurzweilig, die Flugzeuge gut gebucht. Auf der Langstrecke hat Iberia wieder wegen Covid jeweils einen Sitz zwischen den “Bubbles” freigelassen. Die Einreise in Cuba war Straight Forward, alle Passagiere wurden am Flughafen PCR getestet. Ging ziemlich Flott, der Zoll dauerte länger. Wegen des engen Zeitplans und der reinen Orientierung auf das Service reise ich diesmal übrigens zum ersten Mal seit langem wieder mal allein.
Es ist heiß, selbst kurz nach Mitternacht liegt die Temperatur bei knapp 30 Grad. Der Flughafen ist Corona durchorganisiert. Ich darf nicht abgeholt werden, bekomme ein Taxi zugewiesen. Contact Tracing. Wer in ein Hotel geht, für den stehen Busse bereit. Die Fahrt durch die Drei Millionen Stadt ist gespenstisch. Ausgangssperre von 10 bis 5, erklärt der Taxifahrer. Alles wirkt so aufgeräumt, gepflegt, insgesamt erkenne ich die Schatten von drei Personen, die herumirren und dabei hilflos wirken. Zwei Polizeistreifen überwachen den Lockdown.
Das Schiff finde ich in gutem Zustand vor. Nach wenigen Handgriffen steht dem Schlaf nichts im Weg. In der Früh stelle ich fest, dass sich ein Laderegler für die Solarpanele verabschiedet hat, den werde ich erst in Florida tauschen. Nach wenigen Stunden war alles startklar und ich habe mich zur Ausreise angemeldet. Den PCR Test habe ich zwar noch nicht erhalten, aber es hat auch keiner gefragt. Ich glaube nicht, dass ich diesen zur Ausreise benötige.
Dafür habe ich mich gestern dann noch in die geltenden Einreisebestimmungen für die USA eingelesen. Ganz so easy, wie mir das meine amerikanischen Freunde hier in der Marina im Jänner erklärt hatten, scheint das nicht zu sein. Jedenfalls habe ich ein sog. eNOAD – Formular der Küstenwache ausgefüllt und zusätzlich ein Mail geschickt. Wer in Kroatien seglerisch sozialisiert wurde und einmal in Kuba war, fürchtet nichts mehr als staatliche Bürokratie (von wegen Traumata) – Kafka lässt grüßen. Für kleine Schiffe wie dieses gibt es in den USA sogar eine eigene APP. Die Sache hat allerdings zwei Haken:
1.) Die App kann in Cuba nicht runtergeladen werden – Internetseite blockiert
und
2.) in den Gewässern der USA brauchst Du dafür einen Internetzugang. Mit dem österreichischen Handy kostet das 15 Euro pro MB. – Sicher nicht. Ich werde also auf den guten alten VHF Funk zurückgreifen, um mich anzumelden.
Die Wettervorhersage ist gut, die Winde günstig. Wenn ich wie geplant wegkomme, sollte ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Tampa Bay ankommen. 280 Meilen sind es bis zur Einfahrt in die Bucht von Tampa, noch mal 20 bis St. Petersburg, dessen Hafen an der Innenseite der Bucht liegt. Das Etmal der letzten Fahrten lag bei ca. 130 Meilen.
Walter hat gestern noch einen Taucher geschickt, der das Unterwasserschiff gereinigt hat. Ich kann also nur hoffen, dass ich wieder eine annehmbare Geschwindigkeit erreiche – der Grund dieses raschen Ostertrips ist ja ausschließlich die Überstellung, um das Boot endlich in ein Dry Dock, also an Land zu bekommen, was in Havanna nicht möglich ist. Abgesehen davon sind in Kuba einfach keine Ersatzteile erhältlich. So nett die Menschen hier sind, für ein Schiff, das halb so alt ist wie ich, ist das kein dauerhafter Aufenthaltsort.
Sobald ich durch den Zoll bin – (Drohne!, Bürokratie, Trauma) – führt mich mein Kurs am westlichsten Ende der »Keys« vorbei, wo die Tortugas Bank liegt, ein Naturschutzgebiet mit vielen Untiefen. Bis dahin sind es knapp 100 Seemeilen auf einem nordnordwestlichen Kurs und ich werde dieses Gebiet in den Morgenstunden des Dienstag passieren, ehe ich dann auf einen nördlichen Kurs direkt nach Tampa drehe. Ich gehe davon aus, speziell im zweiten Teil der Passage einige Stunden motoren zu müssen. – Der Plan wäre also schon mal gut…