ONE
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung…
… und Tropenstürme.
Am Morgen hängen die Schiffe in der Bucht an senkrecht fallenden Ankerketten. Die Luftfeuchtigkeit steigt, dann setzt ein zarter Luftzug aus Süden ein.
Einige Schiffe kommen an, mehr als in den letzten Tagen. Deutsche, eine amerikanische Hallberg Rassy 48, eine alte Swan unter schwedischer Flagge mit großer Mannschaft. Das ist kein Zufall. St. George`s ist ein sicherer Hafen, um genau zu sein: der einzig sicher Hafen in einem Umkreis von 1000 Meilen.
Die Wettervorhersagen werden immer einheitlicher, es steht fest: Die „Tropical Depression“ über Yucatan wird ein „Tropical Cyclone“. Dieser wird nach Nordosten ziehen, über den südlichen Teil Floridas und den Norden Cubas hinwegfegen hinauf zu den Bahamas, und dann entlang der Ostküste, aber in gutem Abstand zum Festland weiterwandern Richtung Bermuda.
Mit welchem der Skipper man an der Mole auch spricht, alle pressen besorgt die Lippen aufeinander – nicht etwa wegen der Tatsache, dass ein Sturm kommt, sonder wegen des Zeitpunktes. Auch wenn die Hurricane Season offiziell Ende Mai beginnt, so ist der Zeitpunkt für einen derartigen Tropensturm eindeutig viel zu früh. Immer wieder werden Begriffe wie „climate change“ und „global warming“ verwendet, ehe man unverrichteter Dinge wieder auseinander geht. Was kann man auch tun?
Normalerweise werden die Tropenstürme mit Namen in der Reihenfolge des Alphabets benannt. Doch vergangenes Jahr reichten die sechsundzwanzig Buchstaben nicht mehr aus, um alle Tropenstürme und Hurricanes zu benennen. Das Auge von “One” wird – wahrscheinlich – westlich von Bermuda liegen, wenn die Insel am Sonntag und Montag von starken Winden und heftigen Schauern heimgesucht werden wird.
Am Vormittag war ich bei Al und sagte ihm, dass wir an unserem Liegeplatz bleiben werden. Wenn wir den Platz jetzt aufgeben, ist er wenige Minuten später von einem anderen Schiff besetzt. Am Anker würden wir vielleicht etwas ruhiger liegen – die Winde werden stark drehen – aber im Regen mit dem Dinghi hin und her fahren macht auch keinen Spass. Morgen Nachmittag, spätestens Sonntag Morgen werden wird das Schiff sturmfest machen. Das bedeutet im Wesentlichen, dass wir die Leinen nochmal justieren und die Fender alle entlang der Mole arrangieren. Dann wird das Bimini weggeklappt, das Cockpitzelt aufgespannt und das Dinghi gesichert. That`s it!
P.S.: Zu Eurer Beruhigung möchte ich an dieser Stelle noch anfügen, dass die Tropenstürme in den USA ein Stück weit zelebriert werden. Nicht unberechtigt freilich, geht doch eine große Gefahr von ihnen aus. Wer sich allerdings ansieht, wie in Florida gebaut wird, den wird das nicht weiter wundern. Die meisten Häuser sind Holzhütten, die schon umzufallen drohen, wenn man genauer hinsieht.
Anders ist das hier in Bermuda, wo sämtliche Häuser massiv aus Stein gebaut werden. Selbst die Dächer sind aus Stein. Entsprechend gelassen sieht man all dem hier auch entgegen. Das Interesse, vermute ich, der Menschen liegt viel eher an den starken Regenfällen, die mit dem Tropensturm einhergehen. Wasser ist Mangelware, und dieses Wasser schickt der Himmel!
Nichts desto trotz kann sich ein Tropensturm fallweise zu einem Hurricane entwickeln und ich will die Gefahr keineswegs klein reden. Wer aber einmal eine satte Bora in der Adria, einen Scirocco Sturm im April im Ionischen Meer, oder einen Wintersturm im Thyrrenischen Meer erlebt hat, weiß, womit er bei einem Tropensturm zu rechnen hat.
Denke an Euch. War mal auf Reunion in einem richtigen tropischen Sturm, da wurden die Fenster zu geborded und die Nacht und den morgen hat es wirklich getobt. Alles , alles gut für Euch.
Herzliche Grüße aus Paris Michaela
Hej, alles Gute. eine Handbreit……Spannend!