Vorweg: Ich werde unsere Telegram Gruppe mit Fotos bespielen, die ihr [hier](https://t.me/+Tud-tyG8TJm7rhzw) findet.
Key West, Wisteria Island.⚓️
1200 UTC | 0700 LCL
Rötliches Sonnenlicht zeichnet Schatten an die Kabinenwand. Ich habe gut geschlafen. Der Weg aus der Kabine führt an der Batterieanzeige vorbei, 89% Kapazität hat meine verkleinerte Energiereserve nach rund 7 Stunden ohne Ladung noch. Brav.
Innerlich darauf eingestellt, dass an Deck alles klitschnasss sein wird, klettere ich aus der Kabine: Nichts dergleichen. Milde 24 Grad, Sonnenaufgang und ein großes Feld an ankernden Schiffen keine hundert Meter entfernt. Was ich in der Nacht für Strassenlaternen gehalten hatte, waren Ankerlichter. Beruhigend finde ich das, ist mir doch auf meiner Fahrt hierher ausser einem Trawler kein einziges Schiff begegnet. Tatsächlich – schwer zu glauben – ist auch hier die Hauptsaison eigentlich zwischen April und Oktober – also größtenteils in der Hurricane Season. Da ist es allerdings viel heißer. Für mein Vorhaben, diese Reise Einhand zu segeln, ist das sicher die bessere Jahreszeit.
Wetterkarten und Planung
Beim Frühstück studiere ich die Wetterkarten und entwickle folgenden Plan. Morgen früh fahre ich zum Tanken und vielleicht kann ich an einem Kurzzeit Dock anlegen, um ein bisschen Brot einzukaufen. Um 1000 Ortszeit sollten die Leinen los sein, und 24 Stunden später, also Dienstag Morgen, sollte ich in Key Biscayne ankern. Dieser Abschnitt wird der schwierigste, weil Wind aus östlichen Richtungen der Strömung aus dem Westen entgegensteht. Morgen ist ein günstiges Wetterfenster dafür.
Key Biscayne werde ich Mittwoch oder Donnerstag wieder verlassen. Die nächste Woche offeriert ein tolles Wetterfenster für mein Vorhaben, und ich werde das Glück nicht herausfordern. Das bedeutet, dass ich meinen Stop in Cape Canaveral auslassen werde und die 350 Meilen bis Fernandina Beach in einem Schlag erledigen werde. Die Berechnungen ergeben, dass ich mithilfe der Strömung die Distanz bei angenehmen Temperaturen in in 48-60 Stunden zurücklegen kann. Auch wenn es in Jacksonville wieder kühler ist, bin ich doch lieber auf der sicheren Seite. Ich werde dort noch ein bisschen abhängen und meine Rückreise organisieren.
That’s the plan, folks.
2200 UTC
Ein heisser Ruhetag neigt sich dem Ende zu. Die Panele und der neue Laderegler hatten bereits bis Mittag die Batterien wieder vollständig geladen. Autopilot und Motoröl kontrolliert.
Die Tankstelle in der Marina sperrt um 0700 Ortszeit auf. Ich werde versuchen, gegen halb Acht da zu sein und dann einen Kurz – Liegeplatz zu bekommen, um noch ein wenig Brot und Salat einzukaufen.
Hier ist voller Betrieb, Holliday live. Flieger starten und landen, Jet Skis, Boote, alles in Bewegung. Volle Partyschiffe cruisen durch den Sonnenuntergang, Corona? Nicht zu vergessen die Palmen mit Weihnachtsbeleuchtung. Da staunt man.