Date: 5. Juni 2022 um 12:29:37 GMT-3
Location: King’s Square, Bermuda
Alex und der Bermuda – Döbel
Der »potential Tropical Cyclones« wurde vor wenigen Stundenhöchst amtlich auf einen Tropensturm umgestuft und hat damit Anrecht auf einen Namen: Seine Name ist „Alex“ . Nachdem er Florida noch als „Potential Cyclone“ überquert hat, nimmt er nun Fahrt auf und bewegt sich mit großer Geschwindigkeit auf Bermuda zu. Seine Ankunft wird zwischen heute Abend und morgen Früh erwartet.
Seit geraumer Zeit überlege ich, ob ich das Cockpit offen lassen oder das Cockpitzelt schließen soll. Offen lassen hätte den Vorteil, dass der zu erwartende Regen die Plicht auswaschen würde, wofür es höchste Zeit wäre. Andererseits ist dann alles nass, und wir müssten die Unwetterzeit in der Kabine verbringen. Also werde ich doch zumachen und das Cockpit nach dem Sturm von Hand waschen. Durch das Cockpitzelt bleibt es oben trocken, es ist stark genäht und wird dem Wind standhalten. Dadurch gewinnen wir ein Zimmer mit Aussicht dazu!
Gestern Abend haben einige Typen vorne an der Brücke gefischt. Sie sprachen Spanisch, wie die drei anderen , denen ich vor einigen Tagen bereits auf einem Spaziergang begegnet bin. Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, kommen sie aus Venezuela und arbeiten in einem großem Golfhotel, das gleich hier um die Ecke steht.
Während ich ja bekanntlich eher zurückhaltend bin, ist Andreas sehr offen und kommt mit allen gleich ins Gespräch. So kam es, dass ihm die Fischer einen frisch gefangenen Fisch geschenkt haben. Direkt aus dem Wasser! Andreas hat ihn dann abends noch ausgenommen und die Filets herausgeschnitten, die ich anschließend in ein wenig Sojasauce, Knoblauch und Brandy eingelegt und in den Kühlschrank gegeben habe.
Unsere Rechereche ergab, dass es sich bei dem Fisch um einen „Bermuda Chub“ handelt. Der Übersetzer wirft für „Chub“ den Begriff „Döbel“ aus, ein Name, den ich tatsächlich noch nie gehört habe.
Der Sontag Morgen ist von großer Ruhe gekennzeichnet. Erst gegen 0900 Ortszeit zeigen sich die ersten Menschen, während die Sonne heute hinter einer Wolkendecke bleibt. Ideale Bedingungen für die Zubereitung eines würdigen Sonntags Mahls.
Nachdem ich den Reis zugestellt habe, richte ich Ruccola Salat an, den ich vor zwei Tagen erstanden habe, und rühre eine Marinade aus Tomaten, Avocado, Knoblauch, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Öl und Zitronensaft an, die mit einem Spritzer Balsamico abgerundet wird. Während der Reis im Meerwasser gart, kommen die gestern eingelegten Fischfilets in die Pfanne und wenig später steht ein köstlich Mahl am Tisch, das nur schwer zu übertreffen ist. Einzig ein wenig Topfencreme mit geriebener Zitronenschale vermissen wir beide einhellig beim abschließenden Espresso.
Noch ist die Linie des Barometers gerade, aber es ist nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis sie steil fallen wird. Der nahende erste Tropensturm des Jahres wird zusehends auch unter den Einheimischen Gesprächsstoff.
„Do you stay here for the storm?“, fragt eine Dame, die mit ihrem Sohn an der Mole entlang spaziert.
„Yes. We will leave on Wednesday, I guess.“
„Good luck!“, winkt sie freundlich und geht ihrer Wege.
Glück kann man immer brauchen. Aber trotzdem werde ich nun langsam mit den letzten Vorbereitungen beginnen.
Was für eine raffinierte Marinade, ihr Feinspitze! Alles Gute für Alex…passt‘s auf euch auf…..